Apropos CzernowitzDer über 2 Stunden dauernde Film wird nur durch eine inhaltliche Klammer zusammengehalten: die allabendlich stattfindenen Zusammenkünfte zweier Überlebender des Holocaust. Denn von den über 100.000 Juden, die während der Österreichisch-Ungarischen Monarchie hier lebten, überstanden nur ganz wenige die rumänische Schreckensherrschaft, die deutschen Lager und die Säuberungen durch Stalin. Volker Koepp reiht seine Beobachtungen über die Reste jüdischer Tradition wahllos und kommentarlos aneinander: Die lebenssprühende, gebildete und belesene Frau Zuckermann hat unendlich viel erlebt. Mit Hunderten anderen eingepfercht in Schweineställe, hat sie in den Lagern von Transnistrien ihre gesamte Familie verloren. Und selbst heute mit ihren 90 Jahren ist sie noch gezwungen, jeden Tag zu unterrichten, denn die selten ausgezahlte Rente reicht nicht zum Überleben. Daß sie ohne ihr Wissen nachträglich zur Hauptdarstellerin dieses Filmes gemacht wurde, registriert sie mit Befremden. Frau Zuckermanns Bedenken gegen die Art der Personendarstellung in diesem Film sind nicht unberechtigt. Das bloße Einschalten der Kamera ist nicht automatisch ein Abbild der Realität; oft wirkt es eher peinlich. Herr Zwilling hat Frau Zuckermann bis zu seinem plötzlichen Tod jeden Abend nach der Arbeit besucht. Er war ihr "Ritter mit dem traurigen Angesicht", wie sie ihn liebevoll zu nennen pflegte. Das Kamerateam durchbrach die distanzierte Vertrautheit der beiden nur zu oft.
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CreditsProduced 1999 Links
mdr: Herr Zwilling und Frau Zuckermann |